

Unser Eindruck vor Ort
Das Ausmaß dieser verheerenden Katastrophe war sofort sichtbar nachdem uns von Familienmitgliedern, Bekannten und Freunden aus dieser Region die apokalyptischen Nachrichten erreicht haben. Nachdem einige Stunden später das zweite große Erdbeben stattgefunden hatte, wussten wir, dass tausende Menschen ums Leben gekommen sind und sehr viele Menschen verletzt wurden. Abertausende Gebäude wurden zerstört oder beschädigt. Im gleichen Zug erreichten uns leider auch Nachrichten, dass unsere Verwandten – darunter auch Kinder und ältere Menschen – bei dem Erdbeben ums Leben gekommen sind. In Sekunden wurden für Überlebende ganze Existenzen durch Zerstörung vernichtet. Millionen von Menschen haben von einem Augenblick auf den anderen ihr ganzes Hab und Gut verloren und sind faktisch mit ihrem letzten Hemd bei Temperaturen deutlich unter 0 Grad auf der Straße gelandet.
Bereits am nächsten Tag haben meine Schwester Aysun und ich eine Spendenaktion für die Erdbebenopfer gestartet, aus dem dieser Verein hervorgegangen ist. Für uns wurde schnell deutlich, dass in Anbetracht des Ausmaßes schnelle Hilfe dringend notwendig ist und viele Menschen sonst verhungern und erfrieren werden. Wir haben uns schnell einer großen Hilfsbereitschaft vieler Menschen, die wir erreichen konnten, gegenüber gesehen. Wir haben allen hilfsbereiten Menschen kundgetan, dass wir selbstständig direkt vor Ort den Betroffenen helfen wollen nachdem wir den Hilfebedarf konkret festgestellt haben. So entschloss ich mich, in das Erdbebengebiet zu fahren und mir ein eigenes Bild von der Situation vor Ort zu machen.
Am 3. Tag des Erdbebens bin ich zunächst in die Millionenmetropole Adana geflogen, wo ich einen Transporter, Zelte und Öfen organisieren konnte. Denn die Überlebenden waren obdachlos geworden. Sie mussten bei Minusgraden entweder in provisorisch eigens gebauten Zelten oder Autos leben, so dass wir uns entschieden, den Menschen zunächst Zelte und Öfen zu liefern. Vor Ort in Pazarcik angekommen, wurde das Ausmaß des Leids und der Zerstörung noch deutlicher erkennbar. Die Menschen waren sehr traumatisiert, in Trauer, sehr ängstlich und sehr verzweifelt. Sie hatten kein Dach über dem Kopf, kein fließendes Wasser, keinen Strom, keine Infrastruktur mehr. Wir hatten keine Zeit, diese Eindrücke wirklich zu verarbeiten, da überall dringend Hilfe notwendig war. Insbesondere konnten wir vor Ort schnell feststellen, dass der Staat sehr vielen Menschen noch kein Zelt oder eine anderweitige Unterbringung gewährleisten konnte. So konnten wir viele Menschen registrieren, die auf der Straße leben mussten und dringend Zelte benötigten. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, haben wir versucht, die Menschen zu versorgen. Sicherlich war das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn weitere Tausende von Menschen warten weiterhin auf Hilfe. Die Häuser und Infrastruktur in den betroffenen Gebieten sind restlos zerstört und müssen neu aufgebaut werden, dies wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Bis dahin müssen viele notleidende Menschen versorgt werden. Dies wollen wir mit diesem Verein unterstützen.